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Starlink deaktiviert: Elon Musk habe ukrainischen Angriff verunmöglicht

Starlink abgeschaltet: Elon Musk soll ukrainischen Angriff «sabotiert» haben

Die Rolle des US-Techmilliardärs im völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine wirft neue Fragen auf.
07.09.2023, 19:1213.09.2023, 08:31
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«Washington Post» korrigiert Artikel
Die Starlink-Satelliten-Kommunikation wurde nicht mitten in einem ukrainischen Angriff auf die russische Schwarzmeer-Flotte deaktiviert: Die «Washington Post» habe einen entsprechenden Bericht korrigiert, berichtete der «Guardian». Der Autor, der US-Schriftsteller Walter Isaacson, habe erst nach der Veröffentlichung seines Artikels erfahren, dass in seiner Elon-Musk-Biografie der versuchte Angriff ukrainischer Drohnen auf die russische Flotte auf der Krim falsch dargestellt werde. Musk habe bereits vor Beginn des Angriffs die Starlink-Abdeckung im Umkreis von 100 km der Krimküste deaktivieren lassen (durch sogenanntes «Geofencing»), und als die Ukrainer dies entdeckten, hätten sie ihn darum gebeten, die Starlink-Abdeckung zu aktivieren, was er jedoch ablehnte.

Elon Musk habe seine Ingenieure letztes Jahr heimlich angewiesen, die Starlink-Satellitenkommunikation in der Nähe der Krim abzuschalten, um einen ukrainischen U-Boot-Drohnenangriff auf russische Militärschiffe zu verhindern: Dies berichtete CNN am Donnerstag unter Berufung auf einen Auszug aus einem demnächst erscheinenden Buch des US-Schriftstellers Walter Isaacson.

Als sich die mit Sprengstoff beladenen Drohnen der russischen Flotte näherten, «verloren sie die Verbindung und wurden harmlos an Land gespült», schreibt Isaacson Berichten zufolge in einer Biografie mit dem Titel «Elon Musk», die am 12. September veröffentlicht werden soll.

Musks Entscheidung habe dazu geführt, dass ukrainische Beamte ihn anbettelten, die Satelliten-Verbindungen wieder zu aktivieren. Ohne Erfolg.

Die Abschaltung beruhte angeblich auf Musks «akuter Angst», dass Russland auf einen ukrainischen Angriff auf die Krim mit Atomwaffen reagieren könnte. Er soll gesagt haben, dass die Ukraine mit der Drohung, dem Kreml eine «strategische Niederlage» zuzufügen, «zu weit gehe».

Update: Musk hat der Darstellung der Ereignisse in Postings auf seiner Online-Plattform X widersprochen. Die fraglichen Starlink-Regionen seien gar nicht aktiviert gewesen. SpaceX habe nichts abgeschaltet, so Musk.

«Es gab eine dringende Anfrage der Regierungsbehörden, Starlink bis nach Sewastopol zu aktivieren. Die offensichtliche Absicht war, den grössten Teil der russischen Flotte vor Anker zu versenken.

Hätte ich dem Ersuchen zugestimmt, wäre SpaceX ausdrücklich an einer grösseren Kriegshandlung und Konflikteskalation beteiligt gewesen.»
quelle: twitter.com

Isaacson schildert hingegen die Ereignisse an besagtem Tag wie folgt in der «Washington Post»:

«Obwohl er [Musk] die Ukraine bereitwillig unterstützt hatte, hielt er einen Angriff der Ukraine auf die Krim, die Russland 2014 annektiert hatte, für leichtsinnig. Er hatte gerade mit dem russischen Botschafter in den Vereinigten Staaten gesprochen. (In späteren Gesprächen mit einigen anderen Personen schien er anzudeuten, dass er direkt mit Präsident Wladimir Putin gesprochen hatte, aber mir gegenüber sagte er, seine Kommunikation sei über den Botschafter gelaufen). Der Botschafter hatte ihm ausdrücklich gesagt, dass ein ukrainischer Angriff auf die Krim eine nukleare Antwort nach sich ziehen würde. Musk erläuterte mir, während ich hinter der Tribüne stand, sehr detailliert die russischen Gesetze und Doktrinen, die eine solche Reaktion vorschreiben.

Im Laufe des Abends und bis in die Nacht hinein nahm er sich persönlich der Sache an. Er kam zu dem Schluss, dass die Nutzung von Starlink für den Angriff eine Katastrophe für die Welt bedeuten würde. Also wies er seine Techniker heimlich an, den Empfang in einem Umkreis von 100 Kilometern um die Krimküste abzuschalten (...).»
quelle: washingtonpost.com

Musk wäre demnach selbst ein Opfer des russischen Narrativs geworden, wonach eine atomare Eskalation drohe, wenn sich die Ukraine zu erfolgreich verteidige. Putin hat immer wieder solche Drohungen ausgestossen, die von unabhängigen Fachleuten und Kreml-Kennern stark bezweifelt werden. Die US-Regierung hat dem russischen Despoten klargemacht, dass der Einsatz einer taktischen Atombombe mit einem massiven konventionellen Militärschlag beantwortet würde.

Musk sprach mit Putin

Tech-Milliardär Musk hatte laut einem früheren Medienbericht 2022 das US-Verteidigungsministerium über ein persönliches Gespräch mit Kremlchef Wladimir Putin informiert.

Brisant an einer persönlichen Unterhaltung mit Putin wäre auch, dass Musk zu jener Zeit fragwürdige Ideen für eine Lösung des von Russland verschuldeten Krieges veröffentlicht hatte. Er schlug unter anderem einen Verzicht der Ukraine auf die von Russland völkerrechtswidrig annektierte Halbinsel Krim vor – im Gegenzug für ein Ende des Krieges sowie Volksabstimmungen in russisch besetzten Gebieten.

Angesichts der russischen Aggression lösten diese Ideen viel Kritik aus und brachten Musk den Vorwurf ein, er sei auf russische Propaganda und Beeinflussung reingefallen.

US-Steuerzahler bezahlten bei Starlink mit

Der amerikanische Tech-Unternehmer hatte zu Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine dem Land zwar Starlink-Terminals gespendet und sie angeblich gratis nutzen lassen, bevor er später öffentlich Geld verlangte.

Aus US-Dokumenten, die der «Washington Post» vorlagen, zeigte sich allerdings, dass die US-Regierung tatsächlich mehrere Millionen Dollar für einen erheblichen Teil der Ausrüstung und die Transportkosten bezahlt hatte.

Die Bedeutung von Starlink im Ukraine-Krieg habe nicht nachgelassen, konstatiert nun CNN.

Über Musks Drohungen, die Starlink-Kommunikation in verschiedenen Phasen des Konflikts einzustellen, wurde bereits berichtet, aber dies sei das erste Mal, dass behauptet werde, er habe die ukrainischen Streitkräfte mitten in einer bestimmten Operation abgeschnitten, so der «Guardian».

Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Europäischen Kommission zeigt, dass Elon Musks Online-Plattform X (Twitter) eine bedeutende Rolle bei der Verbreitung russischer Propaganda und Desinformation zum Ukraine-Krieg spielt.

Quellen

(dsc)

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139 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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In vino veritas
07.09.2023 20:58registriert August 2018
Diese Aktion zeigt klar, dass er ob seiner Machtfülle vollends dem Wahnsinn verfallen ist. Die Konsequenzen für den Westen sind klar. Ein schnellstmöglicher Aufbau von staatlichen (kritischen) Infrastrukturen, um die Abhängigkeit von diesem Narzissten zu reduzieren.

Man muss ihm wohl die Flügel stutzen und ihm klar machen, dass er nun definitiv zu weit gegangen ist. Eine Zerschlagung der zu mächtigen Techkonzernen ist unausweichlich und bitter nötig. Erste Bemühungen in diesem Zusammenhang laufen zum Glück in den USA und Europa an. Je schneller desto besser!
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Sharkdiver
07.09.2023 21:02registriert März 2017
So ein dummer vollpfosten
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TBD
07.09.2023 21:00registriert März 2020
Was für ein ***!!!
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